Schwäbische Zeitung vom 17.06.2009

Drahtzaun soll Holzdeko bekommen

FRIEDRICHSHAFEN – Der am Seemooser Horn aufgestellte und umstrittene Zaun soll jetzt, um ihn optisch zu kaschieren, begrünt und mit einem zusätzlichen Holzzaun verkleidet werden. Immer mehr Kritik zu diesem Zaun wird laut. Oberbürgermeister Andreas Brand hat sich gestern das Areal am Seemooser Horn angeschaut.

In Sachen Seemooser Zaun sei man Vorgaben vom Landratsamt gefolgt, sagt die Stadt in einer Stellungnahme zu unserer Anfrage nach den Vorgängen um die Zaunaufstellung. "Die Forderung, diesen Bereich zu umzäunen, wurde vom Landratsamt gewünscht. Dieser Forderung ist die Stadt nachgekommen. Auf einen Stagetenzaun (Holzzaun) wurde verzichtet, da die Erfahrung zeigt, dass es hier häufig zu Vandalismus kommt. Oft wurden diese Zäune zum Grillen verbrannt", so teilte das Presseamt mit.

Wie Sprecherin Andrea Gärtner weiter mitteilt, habe die Stadt sich "deshalb für einen 1.05 Meter hohen Gittermattenzaun entschlossen. Dies wurde von Seiten der Stadt bei einer Ortsbegehung auch deutlich gemacht. Bei dieser Ortsbegehung waren auch Vertreter des Landratsamtes mit dabei."

In den Maschen des Zaunes scheint sich der Bodensee-Nebel verfangen zu haben. Einiges bleibt dubios und unklar. Seitens des Landratsamtes war von genauen Vorgaben zu dem Zaun nicht die Rede, seitens des ersten Landesbeamten Joachim Kruschwitz gar gab es eine deutliche ablehnende Haltung zu diesem Drahtzaun und die Pächterin des Geländes, die Zeppelin Luftschiffbau GmbH ist zu keiner Zeit über die Maßnahme und deren Ausmaße informiert gewesen.

Um den angerichteten Zustand nun zu relativieren, hat sich die Stadt zu einem weiteren Ortstermin "mit PSG-Vorstandsmitgliedern getroffen". Danach wurde zugesagt den Zaun mit Liguster, Haselnusssträuchern, Hartriegelsträuchern und so weiter einzugrünen. "Es werden bei der Begrünung einheimische Sträucher verwendet, die typisch für den Seehag sind", so das Grünflächenamt der Stadt.

Zu den Vorwürfen, für den Zaun sei nicht nur neugepflanzter Rasen zertreten worden, sondern auch Fundamente in den Wurzelbereich der dort stehenden Eichen betoniert worden, sagt die Stadt: "Die für den Zaun notwendigen Fundamente sind rund 1/10 qm groß. Es wurden dabei keine größeren Wurzeln beschädigt. Wenn wir bei der Setzung der Fundamente auf größere Wurzeln getroffen sind, wurden diese Fundamente versetzt und an einer anderen Stelle gemacht. Es wurden daher keine größeren Wurzeln beschädigt."

An die Sichtseite des Gittermattenzaunes würden zudem Stageten (Holz) befestigt, so dass der Zaun optisch aufgewertet werde. Durch die Begrünung sei der Zaun zukünftig nicht mehr zu sehen. Die Begrünung ist für Herbst vorgesehen.

Kritische Stimmen derer, die angeblich an dieser Stelle aus Holzzäunen Lager- oder Grillfeuer machen, sehen ebenso wie Verantwortliche der PSG in dieser Maßnahme keinerlei Sinn. Wenn die Holzstageten jetzt als Sichtschutz für den Drahtzaun angebracht werden, hätte man auch gleich einen solchen Zaun nehmen können. Der Holzzaun auf Seiten der ZU stehe ebenfalls schon seit über einem Jahr, ohne dass irgendjemand daraus Feuerholz gemacht habe.

Stadt lädt zum Ortstermin

Als weiteren Effekt sehen die PSGler die Verletzungsgefahr, die von dem Zaun ausgeht. "Nachdem im Zaun kein Tor vorgesehen ist, werden die Fußballer ständig über den Zaun steigen müssen, um Bälle zu holen. Wie es scheint waren hier richtige Fachleute am Werk", so Udo Weisner, PSG. Vor allem die Kinder, die sich ihre Bälle holen würden, könnten sich an dem Zaun verletzen.

Oberbürgermeister Andreas Brand hat am Montag in der Ratssitzung erklärt, sich die Angelegenheit vor Ort anzuschauen. Diesen Termin wollte er gestern Mittag wahrnehmen. Andreas Brand hatte von dem Vorgang noch keinerlei Kenntnis, will sich aber mit den Kritikpunkten an dem Zaun auseinandersetzen.

(Erschienen am 17.06.09)