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Nach vielen Jahren Abstinenz sind wir in diesem Jahr mal wieder an den Oberalppass gefahren. Nachdem wir in den vergangenen Jahren die Frühjahrstouren in der Silvretta unternommen hatten, wollten wir mal wieder etwas anderes sehen. Das Oberalpgebiet ist durch seine abgeschiedene Lage (die Passstrasse ist im Winter gesperrt) immer noch ein Geheimtipp und bietet eine Vielzahl an schönen Skitouren. Am Freitagmittag um 14.00 Uhr war Treffpunkt an der blauen Lagune in Kressbronn. 7 Teilnehmer verteilten sich in 2 Autos und schon ging es ab nach Süden. Über Chur, Laax und Disentis erreichten wir gegen halb 5 das Ende der Oberalppassstrasse in Tschamut. Dort stellten wir die Autos ab und nahmen die 700 Hm bis zur Maighelshütte unter die Ski. Fast hätten wir noch …
die Landkarten liegen gelassen. Aber Jörg lief freiwillig zum Auto zurück um sie zu holen. Am Brückle unten im Talboden lag sogar noch etwas Schnee, so dass wir den kompletten Hüttenanstieg mit Ski bewältigen konnten. Im Aufstieg sahen wir schon das Ziel für den kommenden Tag. Der Piz Badus lag mächtig in der Abendsonne und blickte majestätisch auf uns herab. Nach 2 Stunden waren wir auf der Hütte und wurden dort sehr freundlich von der Tochter der Hüttenwartsleute empfangen. Wir durften in den gemütlichen Winterraum der für die folgenden 2 Tage unser zu Hause sein sollte. Um 19:00 Uhr gab’s ein tolles 3 Gängemenü und nach ein paar Gläschen Flüssigem legten wir uns in unserem Lager aufs Ohr. Die Nacht erlebten die Teilnehmer recht unterschiedlich. Die Einen meinten jemanden schnarchen gehört zu haben, die Anderen hingegen schliefen tief und fest.
Auf jeden Fall schmiss uns der Wecker am Samstag früh um 7:00 Uhr aus dem mehr oder weniger ruhigen Schlaf. Damit waren wir so ziemlich die letzten die aufstanden. Den Rückstand machten wir aber im Aufstieg wieder wett. Am Vortag schmiedeten wir Pläne. Da die Maighelshütte ja schon auf 2.300 Metern und die umliegenden Gipfel so zwischen 2.700 m und 3.000 m liegen, wollten wir zunächst über die Rheinquelle auf den Rossbodenstock (2836m) und danach hinüber die Überschreitung des Piz Badus (2928m) machen. Gesagt – getan. Bei strahlendem Sonnenschein war die Orientierung dank wieder gewonnenem Kartenmaterial und GPS-Unterstützung kein Problem. Der Rossbodenstock war schnell erklommen und dort oben hatten wir einen traumhaften Rundblick bis weit hinein ins Berner Oberland und die Walliser 4000er. In der Abfahrt kamen wir dann voll auf unsere Kosten. Feinster Frühjahrsfirn ließ unsere Herzen höher schlagen. Schnell waren die 500 Hm abgebaut und wir genossen das Vesper bei herrlichem Sonnenschein.
Frisch gestärkt – und ein abgebrochener Skistock war dank vereinter Ingenieurskraft auch geflickt – gingen wir den Piz Badus von der Nordseite an. Nun merkte man die Höhe und Höhenmeter, die wir schon in den Beinen hatten. Trotzdem klatschten wir uns nach gut einer Stunde Aufstieg mit einem fröhlichen „Berg heil“ am Gipfel ab. Das Hauptziel, Piz Badus, war erreicht. Mit den Ski am Buckel machten wir uns über die Südseite an den Abstieg und wer genau aufgepasst hat, hat bemerkt, dass wir eine klassische Gipfelüberschreitung gemacht haben. Respekt! Das Wetter war so schön, dass wir kurz unterhalb des Gipfels eine weitere Rast einlegen mussten. Nachdem die Wurst- und Käsebrote gevespert, waren machten manche ein Nickerchen und manche…; ja was eigentlich? Ich war bei denen die ein Nickerchen machten. Aber irgendwann ist auch der schönste Mittagsschlaf vorbei. Mit ein paar flowigen Südhangschwüngen ging’s hinunter ins Val Maighels und hinüber auf die andere Talseite den kurzen Gegenanstieg. (Die Route hatte 1140 Hm)
Mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht lümmelten wir den Mittag auf der Terrasse und wenn ich es richtig gesehen habe, wurde da auch das ein oder andere Bierchen getrunken. Warum auch nicht? Wir hatten es uns ja auch verdient. Vielleicht sollte ich noch die geniale Pasta erwähnen, die das Hüttenteam für die 92 Gäste aufgetischt hat. Allein das waren die Mühen schon wert. Und wieder hatten die 7 PSG-ler eine recht unruhige Nacht. Zumal nun auch die untere Schlafreihe vergeben war. 14 Personen teilten sich nun den ca. 18 qm großen Winterraum. Manche waren froh, als der Wecker um 6:00 Uhr klingelte. Leider war das Wetter nun nicht mehr so schön wie tags zuvor. Wolkenverhangener Himmel und leichter Schneefall begrüßte uns auf unserem Weg zu unseren Zielen Piz Borel und Piz Ravetsch.
Im Skidepot zwischen den beiden Gipfeln ging’s recht eng her. Am Gipfelgrat konnten wir dann aber ein paar langsamere Kameraden überholen und waren die ersten am Gipfel. Im Abstieg dann eine Schrecksekunde. Ein Teilnehmer (Name ist der Redaktion bekannt) machte einen Fehltritt und rutschte mehrere Meter einen steilen Firnhang hinunter. Gott sei Dank konnte er seine Rutschpartie beenden bevor es über Felsen weiter in die Tiefe gegangen wäre. Etwas bleich um die Nase konnten er und die anderen aber die Tour fortsetzen und somit waren Piz Borel und Piz Ravetsch (3007m) mit 920 Hm bestiegen. Über die Abfahrt und die Rückkehr zur Hütte gibt es nicht viel zu berichten. Nach kurzer Rast nahmen wir von der Maighelshütte und deren Hüttenwirten Abschied und machten uns auf die letzten 300 Hm hinauf zum Piz Cavradi (2612m).
Roland war schon voller Vorfreude auf die berühmt-berüchtigte Selektionsrinne am Nordhang des Cavradi. Heute war aber der Aufstieg schon sehr selektiv. Hart und rutschig war die Spur und wir waren froh, als wir alle oben waren. Nach kurzem „Berg heil“ folgte dann also die Fahrt durch die Selektionsrinne (ca. 10 Meter breit, 200 Meter lang, 45° steil). Je weiter wir ins Tal kamen desto sulziger wurde der Schnee. Auf den letzten 50 Hm glich unser Treiben eher Wasser treten als Skifahren. Helmut musste noch ausprobieren wie es ist, wenn man mit einem Nassschneerutsch talwärts geht. Auch dieser Ausflug endete ohne nennenswerten Schaden und so kamen wir alle glücklich und zufrieden mit 5 Gipfeln und 3100 Hm an 2,5 Tagen im Gepäck in Tschamut am Auto an. Und eines ist sicher. Hier waren wir nicht zum letzten Mal.