Anfang April war es wieder so weit. Ostern lag vor der Tür und das bedeutete für uns 4 herrliche Tage im Sesvenna Gebiet in Südtirol. Leider musste Klesi krankheitsbedingt absagen. Aber die anderen 4 waren voller Tatendrang. Roland, Steff, Alex und Ecki machten sich am Mittwoch nach Ostern auf nach Südtirol. Wir kamen ohne größere Staus durch und erreichten nach knapp 3 Stunden Fahrt den Ort Schlinig oberhalb von Burgeis im Vinschgau. Dort konnten wir das Auto abstellen und starteten, nachdem wir uns im ortsansässigen Cafe noch mit Kaffee und Kuchen gestärkt haben, den Hüttenaufstieg zur Sesvennahütte. Zu Beginn verläuft die Route durch das wunderbare Langlaufgebiet von Schlinig, in dem auch schon italienische Meisterschaften stattgefunden haben. Nach einer Stunde steigt das Gelände langsam an und nach der Überwindung eines recht gewaltigen Felsriegels erreichten wir, bei ziemlich miesem Wetter, das ersehnte Ziel.

Auf der Hütte angekommen, wurden wir zuerst sehr freundlich vom Hüttenwirt Harry begrüßt, der uns auch gleich einen Hausschnaps spendierte. Danach mussten wir dann zuerst mal ein leckeres Bier trinken und wir waren froh im Trockenen zu sitzen. Die Hütte war recht voll und so begaben wir uns in den Schlafraum, um ein wenig an der Matratze zu horchen. Um 18:30 gab’s Essen. Und was für eins. Wir wurden mit einem 4 Gängemenü verwöhnt. Es gab Suppe, Salat, Rigatoni und zum Schluß Dolce. (Der Hüttenwirt meinte: „Dolce gibt’s in Italien, jetzt gibt’s Nachtisch“.) In Südtirol ist man also nicht in Italien!! Bitte merken.

Für den ersten Tourentag hat uns der 2. Wirt (wir nannten ihn der „Unterhopfte“, weil das auf seinem T-Shirt stand) eine Tour zum Schadler und anschließend zum Piz Rims empfohlen. Wir vertrauten ihm blind und wurden nicht enttäuscht. Im Aufstieg mussten wir knapp 1.000 Hm überwinden und wurden in der Abfahrt mit feinstem Pulver belohnt. Zum Glück hatte es in der Nacht 20 cm Neuschnee gegeben. Das tolle daran, wenn man auf einer Hütte übernachtet hat ist, dass man relativ lange schlafen kann und nach 5 Stunden Skitour zum Kaffee schon wieder auf der Hütte ist. Mit Rummykub vertrieben wir uns die Zeit bis zum Mittagsschläfchen. Und danach? Es wartete wieder ein grandioses 4-Gängemenü. Inzwischen sind noch einige neue Gäste hinzu gekommen. Auch unser Schlafraum war fast voll besetzt. Eine 5-köpfige Gruppe aus Ulm richtete sich häuslich ein. Aber mit Ohrenstöpseln geht das schon und ehrlich gesagt ist schlafen ja auch gar nicht das Wichtigste bei so einem Tourenwochenende.

Das Erstaunliche war, dass es beim Essen und auch sonst, ganz ruhig und gesittet zuging. Die Hüttencrew hatte die ganze Sache so toll im Griff, dass niemals Hektik aufkam. Man musste nie lange warten und wurde immer freundlich bedient. Am Freitag war dann die Königsetappe geplant. Das Wetter war sehr gut angesagt und so machten sich mit uns noch ca. 30 andere Skitourengeher auf den Weg zum Piz Sesvenna. Nach 1:20 waren wir am Joch. Kurze Abfahrt hinter zum Gletscher. Und dann auf gerader Strecke hinauf zum Skidepot. Die Verhältnisse waren super. Es lag sehr viel Schnee und so war die Gratwanderung hinauf zum Gipfel nicht sehr schwer, wobei sich der ein oder andere mit Steigeisen sicherer fühlte. Alex konnte sogar seinen Mörder-Pickel, genannt Drachentöter, zum Einsatz bringen. Auf dem Gipfel gab es Alpenpanorama pur. Vom Ortler über Königspitze hinüber zur Bernina mit Piz Palü und Piz Bernina. Nachdem einige Gipfelfotos entweder als Selfie oder mit Unterstützung der Kollegen am Gipfel gemacht wurden, machten wir uns an den Abstieg. Die Steilstufe war schnell überwunden aber an der Querung verhakte sich Alex mit seinen Steigeisen und legte eine astreine Bauchlandung hin. Er hatte Glück, wußte aber nicht dass es kurz darauf noch Schlimmer kommen würde.

Nach der Vesperpause am Skidepot freuten wir uns auf endlose Pulverschneehänge. Roland fuhr schon mal vor. (Ich mache ein Foto von euch; die Insider wissen Bescheid 🙂 . Dann kam Alex und beim ersten Schwung löste sich sein rechter Ski. Das ist an sich nicht so schlimm aber die Skibremse löste nicht aus. Und so begab sich der Ski auf sein Reise hinunter zum tiefsten Punkt. Nichts konnte ihn aufhalten und erst nach mehreren hundert Metern war an einem kleinen Gegenhang Schluss. Der Ski blieb liegen. Gott sei Dank. Nur ein paar Meter weiter und er wäre auf Nimmerwiedersehen weg gewesen. Aber gut. Im Tiefschnee gibt’s keine Freunde und helfen konnte man ja auch nicht wirklich. Also fuhren wir anderen mit einem breiten Grinsen im Gesicht den Hang hinab und schauten von unten zu, wie sich Alex einbeinig den Hang hinunter kämpfte. Er nahm es aber sportlich und zum Glück kamen weitere Traumhänge mit Traumpulver und machten den Alptraum vom Gipfelhang vergessen.

Den Rest des Tages verbrachten wir, wie gewohnt, mit Kaffee, Kuchen, Nachmittagsbierchen und Mittagsschlaf. Und Abends gab’s wieder kulinarische Köstlichkeiten. Ein Traum. Wirklich. Am Nachmittag kamen noch mehr Gäste in unserem Lager hinzu. Aber egal. Der Plan für Samstag kam wieder vom Unterhopften. Südwesthang hoch bis Piz Rasas. Dann nordseitig (Pulver) ca. 200 Hm abfahren. Wieder zurück und dann über endlose Südhänge (Firn) zurück zur Hütte. Das machte Spaß und alle 4 Schneearten innerhalb einer Tour hat man auch nicht alle Tage. Auf der Hütte gönnten wir uns, bei herrlichem Sonnenschein, ein letztes Bierchen. Packten dann unsere Sachen, verabschiedeten uns von Harry und dem Unterhopften und machten uns an den Rückweg zum Auto. Unterwegs kamen uns dutzende neue Gäste der Sesvenna-Hütte entgegen und insgeheim freute ich mich schon auf mein eigenes Bett zu Hause. Am Auto angekommen, schlüpften wir in Jeans und T-Shirt und nahmen noch einen Abschiedskuchen im Cafe.

Fazit: Die Sesvenna-Hütte ist von den Tourenmöglichkeiten, dem Ambiente, dem Hüttenteam und den kulinarischen Köstlichkeiten ein absolutes Highlight. Wir wollen auf jeden Fall wiederkommen und freuen uns heute schon auf ein Wiedersehen.